Die Anatomie der Liebe
Ich hatte vorhin behauptet, Liebe sei ein Potential zwischen zwei Seelen.
Jetzt ist es ein bisschen doof, dass ich den Begriff der Liebe dafür schon verbraucht habe, weil eigentlich bräuchte ich jetzt mehrere Begriffe für verschiedene Aspekte von Liebe.
Also fangen wir noch mal von vorne an:
Es gibt ein Potential zwischen zwei Seelen, das die Grundlage von Liebe ist und das es sicher in allen möglichen Abstufungen und Intensitäten gibt. Nennen wir es mal das "Liebes-Potential". Es ist ein bisschen wie der Plus- und der Minus-Pol einer Batterie: zwei Pole, an denen eine Spannung anliegt.
Aber das heißt nicht, dass auch ein Strom fließt.
Was gemeinhin als Liebe wahrgenommen wird, ist aber der Strom: ein Energiefluss zwischen zwei Menschen.
Bei der Batterie kommt der Strom zum Fließen, wenn man die Pole über einen Draht verbindet.
Bei der Liebe beruht der Energiefluss auf Bejahung:
- die Liebe zum anderen bejahen
- den anderen Menschen bejahen
- Aspekte seines Seins bejahen
Und was man bejahen kann, kann man natürlich auch verneinen.
Bejahung: Energiefluss an
Verneinung: Energiefluss aus
So einfach ist das!
(Es hat natürlich einen Grund, warum ich das erzähle: Verneinung von Aspekten des anderen ist eine Ursache vieler Probleme in Liebesbeziehungen, die die Bezeichnung "Liebesbeziehung" durchaus verdient hätten und die trotzdem irgendwann nicht mehr danach aussehen - wegen der Verneinung eben. Dazu später mehr.)
Aber das Potential als Grundlage ist wichtig. Es gibt Menschen, da kann man bejahen so viel man will und es fließt GAR NICHTS.
Und dann gibt es natürlich auch Menschen, da gibt es so ein bisschen Potential, aber man würde es noch nicht Liebe nennen sondern eher Sympathie. Von der Energie her ist es aber das Gleiche.
In bestimmten religiösen, esoterischen oder spirituellen Kreisen gibt es ja den Anspruch, jeden zu lieben, weil man Jesus Betonung der Liebe falsch verstanden hat. Das halte ich aber für ein grandioses Missverständnis. Jeden lieben zu wollen oder gar seine Feinde, ist eine Form von Selbstverleugnung. Ich bin ich, weil ich vor allem auch individuell bin: Ein paar Menschen habe ich lieb, ein paar mehr sind mir sympathisch und der Rest kann mir gestohlen bleiben.
Wenn man keine Unterschiede mehr macht, dann braucht man auch keine verschiedenen Menschen mehr.
Sexuelle Anziehung funktioniert übrigens ganz genauso, wie ich das hier für die Liebe beschrieben habe mit dem Potential und dem Energiefluss und so.
ABER: Es ist eine andere Energie und ein anderes Energiezentrum.